Angriff im Dunkeln

Nach einem langen Tag im Büro zottelten Nupri und ich also heimwärts. Es war ca. 18:00, dunkel. Wir stapften durch den kalten Abend, links von uns rauschte der Bach, rechts etwas Wiese und einzelne Bäume. Von weitem erkannte ich von vorne jemanden kommen, ein dunkler Schatten. Schemenhaft erkannte ich, einen Menschen mit grossem Hund. Ein Blick zu Nupri: er schnüffelte hinter mir, hatte noch nichts bemerkt. Gleich würde er aufschliessen, dann nehme ich ihn an die Leine, alles gut. Das war mein Gedanke. Doch ehe ich mich versah, kam dieser grosse Hund wie auf Kommando im Renngalopp auf uns zu. Wohlverstanden, wir hatten sicher noch  40, 50 meter Abstand. Doch mit dem anbrausenden Hund verringerte sich dieser schnell. Nupri war immer noch hinter mir, ich versuchte, den angreifenden Hund abzufangen, ihm wenigstens etwas von dieser entschlossenen Energie zu nehmen – keine Chance. Das Tier rannte mich respektlos um und ich hörte es hinter mir nur noch jaulen.  Das Vieh hatte nicht gebremst, hatte nicht geschnuppert, einfach volle Kanne Anriff auf den überrumpelten Nupri drauf. Er versuchte zu entkommen, wich aus, zeigte auch deutlich Unterlegenheitsgesten, das interessierte diesen Rhodesian Ridgeback, wie ich nun erkannte, definitiv nicht, immer wieder ging er auf Nupri drauf und erst als ich irgendwann (nicht wirklich souverän, das gebe ich zu :-) ) schreiend dazwischen ging, liess er dann mal ab. Nupri war total verstört, dreckverkrustet (wurde ja auch ungespitzt in den Boden gerammt!), und humpelte natürlich auch wieder. Super, dabei war es die letzten Tage schon wieder gut gewesen.

Die Besitzerin (eine Deutsche) kam dann irgendann auch mal gemächlich angelaufen (klar, wie gesagt, es war ja sehr viel Distanz, das braucht seine Zeit, die zurückzulegen) und als ich sie natürlich ziemlich aufgebracht anfuhr, warum sie ihren blöden Köter nicht unter Kontrolle halten könne, wenn er schon so aggressiv sei, meinte sie nur ganz gelassen: „stellen Sie sich doch nicht so an, ist ja nichts passiert, die macht das immer so, das ist ein RR, die sind halt so, kennen Sie diese Rasse überhaupt?“.

Wow, klare Aussage! Also sind RR’s grundsätzlich assozial! Mutig, sowas zu sagen. Würde mich als Fan dieser Rasse oder gar Züchter schon sehr ärgern, wenn jemand eine komplette Rasse derart in den Dreck zieht, weiss man doch, dass dies eh nicht stimmt. Es ist immer eine Frage der Sozialisierung und ich kenne ganz viele RR’s die sehr nette und sehr souveräne Hunde sind! Nun, ob Nupri verletzt war, konnte ich im Dunkel natürlich auch nicht erkennen, das interessierte die Dame aber auch nicht im geringsten. Sie sei Hundetrainerin und komme schon draus, es sei ganz normale Kommunikation unter Hunden gewesen und ich würde völlig übertreiben. Joah, das bestätigt mir einmal mehr, wieviel Hundetrainer eben (auch wenn sie vielleicht ganz viele Ausbildungen gemacht und Papiere gesammelt haben) keine, aber auch wirklich keine Ahnung von Hunden haben. Und dazu auch absolut schlechte Vorbilder sind, denn selbst wenn der Hund ganz nett gewesen wäre, ist es ein absolutes No Go, im Dunkeln einfach seinen Hund ohne vorherige Absprache mit dem anderen Besitzer so losbrettern zu lassen. Soviel zu Respekt, Anstand, Hund unter Kontrolle haben. Aber klar, natürlich hat sie auch gar nicht versucht, ihn zurückzurufen, das hätte ja 100% auch nicht geklappt! Und das nennt sich Trainer, wenn man nicht mal den eigenen Hund kontrollieren kann. Eine Schande!

Traurig sowas, einfach nur traurig.
Nupri war den Rest des Abends total durch den Wind und das will was heissen! Dazu lahmte er dann auch 3 Tage lang wieder. Super, danke liebe RR-Halterin und angebliche Trainerin. Danke für Dein vorbildliches Verhalten als „Trainerin“.  Solche Trainer brauchen wir, oh ja. „Ironie“!