fremder Hund im Rudel

 

Es ist Montag. Ich bin mit dem nicht ganz kompletten Montagsrudel unterwegs. Dieses besteht aus dem schon bekannten, souveränen Leithund Rex, meinem Nupri, Spanielhündin Aisha (eine wilde Kundschafterin) und Sparky, dem Vollblutjäger, der garantiert jedes Reh riecht (Mischling). Fehlen tun 2 Hunde, die an dem Tag nicht dabei waren. Zum Glück. Wäre Cattledog Katla dabei gewesen, hätte diese Geschichte auf jeden Fall anders enden können... 

 

Wir laufen durch den Wald, ein breiter Weg, es ist warm aber nicht heiss, angenehmes Wetter. Die Hunde gut drauf, allerdings spüre ich bald, dass irgendwas nicht ganz ok ist. Es ist "etwas im Busch". Ich weiss nicht, schwer zu beschreiben, so ein Gefühl, eine Intuition. Ich bin ein Naturmensch, höre auf meine Instinkte, darum kenne ich das. Aber ich kanns nicht erklären. Es war einfach etwas anders, seltsam. Die Hunde bestätigten das. Sie liefen recht dicht beisammen, die Leithunde Rex und Nupri schnüffelten viel und intensiv, markierten viel, dicht beisammen. Machten sich stark für und mit dem Rudel. 

 

Plötzlich ein Geräusch. Wir halten alle kurz inne. Rex guckt mich an: "ein Rehbock bellt. Kennen wir ja, keine Gefahr". Ich erwiedere den Blick: "ja, alles gut, danke. Aber irgendwas stimmt dennoch nicht...." 

Sparky vor mir am Bauchgurt, seine Nasenflügel beben... "ein Reh.... Jagen, bitte? Lass mich doch gehen?!" "Vergiss es, mein Freund, das ist Tabu, was meinst Du, warum hängst Du am Bauchgurt?!"  "Ja eben. Spielverderber!"

 

Alle lauschen nochmals in den Wald, es ist aber nichts Besonderes zu sehen und zu hören. Ich warte auf das Ok von Rex. "Alles gut, gehen wir weiter?"  "JA!" 

 

Rex zieht wieder los, einige Meter vor mir, Nupri recht dicht hinter ihm. Wo ist Aisha? Ihre Position ist normalerweise dicht hinter Rex, vor Nupri. Ein kurzer Blick, sie hat eingespurt bei mir, läuft dicht hinter mir. Ok, auch gut, das macht sie ab und an, wenn sie etwas unsicher ist. 

Sparky ist vor mir, zügig unterwegs wie immer, mit ihm am Bauchgurt entwickle ich manchmal ein horrendes Tempo, was mich und die Hunde gar nicht stört, ich aber regelmässig darauf hingewiesen werde, wenn mal noch jemand dabei ist, der keinen Zughund vordran hat. :-) 

 

Dann plötzlich, Sparky guckt nach hinten, dreht sich nach hinten um, beginnt zu bocken und zu steigen wie ein wilder Hengst. Ja, er ist manchmal mehr Araber als Hund... Sowas macht er, wenn er was anzeigt. Aber was? Ein Blick nach hinten. Alles gut, Aisha ist da, weiter. 

Sparky dreht sich wieder ab, bockt weiter und knurrt. Eine feuchte Nase berührt mich an der rechten Hand, Aisha guckt mich an, guckt zurück. Ich gucke auch zurück: oha! Wir haben Besuch. Ein fremder Hund, mittelgrosser Mischling, Jagdhund, unkastrierter Rüde, verfolgt uns. Den hatte ich vorher schon gesehen, hatte aber aus dem Augenwinkel nur schwarz-weiss gesehen und ging davon aus, dass es Aisha ist. War natürlich falsch, Sparky hatte das besser im Griff. 

Ich stoppte das Rudel, schickte Aisha zu Sparky, stoppte Rex und Nupri. Dann bekam der fremde Hund eine Ansage: "hau ab!" Ich baue mich vor ihm auf, blicke ihn scharf an. "Geh!"

Er bleibt stehen, mustert mich, mustert meine Hunde. Er wirkt gelassen, souverän. Hat wohl einen Plan vom Leben und schien mit dem Wald vertraut. Er war auch definitiv nicht auf Streit aus, das war mir sofort klar. Wollte wohl einfach etwas Gesellschaft. 

Nachdem er mit seiner Musterung fertig ist, trab er an den Wegrand, hebt sein Bein, Blick zu uns "so, Visitenkarte. Schauts Euch mal an und gebt Bescheid, ob ich mitmachen darf." Dann schnuppert er unbeteiligt am Wegrand, beobachtet mich aber ganz genau. 
Ich gehe nochmals einen Schritt auf ihn zu: "nein. Wir wollen dich nicht. Geh nach Hause!".

Wieder mustert er uns. Er kommt einen Schritt näher. Ich trete sehr energisch auf ihn zu, werde auch etwas lauter. "Hey, ich meins ernst. Geh jetzt! AB!"

Er zuckt zusammen, krümmt den Rücken, die Rute geht runter, er zieht den Kopf ein. "ja, ja, ist ja gut, dann geh ich halt...." Er wendet sich ab, zottelt davon. Ich beobachte ihn, will sichergehen, dass er wirklich geht. Natürlich, nach ein paar Metern bleibt er wieder stehen, dreht sich nochmals zu uns: "wirklich nicht?"

"NEIN".

Dann verschwindet er um die Wegbiegung.

Meine Hunde schauen mich an, Rex schüttelt sich: "so, fertig? Können wir weiter?"

 

Ja, wir gehen weiter... Der Hund tauchte nicht mehr auf. Ich habe ihn noch nie gesehen. Habe ihn auch seither nie mehr gesehen.

 

Solche Treffen sind ja immer noch nett. Da kann ich klären, das Rudel bleibt cool. Was ich gar nicht mag sind die Hunde, die dann einfach wie die Irren ins Rudel gebrettert kommen! Lustigerweise machen Hunde das aber fast nur dann, wenn die Menschen dabei sind. Alleine verhalten sie sich höflich und anständig, so wie eben dieser Jagdhund. Nur wir Menschen bringen sie dazu, so respektlos zu sein.

 

Diese "ins Rudel stürmenden Hunde" sind mühsam. Vorallem wenn dann noach ein plärrendes Frauchen hinterher gerannt kommt: "der macht nichts, der will nur mal hallo sagen..." Ja toll, schön für ihn!

 

Das gibt immer Chaos und je nach Konstellation im Rudel, kann das für den fremden Hund auch mal ungesund enden. Denn ich habe schon auch Polizisten im Rudel, die nicht unbedingt darauf aus sind, andere zu "adoptieren".  Und dies dann, wenn ich sie freigebe, auch sehr klar kommunzieren. Da fliegen dann auch mal Haarbüschel.