Lernkontrolle-Workshop, 02.02.2020

 

Die Lernkontrollen richten sich an bestehende Kunden, Hundehalter (meist «innen»), die unsere Arbeit schon kennen. Kennen sollten. So denken wir immer. Doch immer wieder stellen wir fest: auch bestehende Kunden tun sich bisweilen sehr schwer, zu erkennen, wo der Anfang ist. Und wie wichtig eben die kleinen Dinge im Alltag sind. Es schleift sich so schnell alles immer wieder aus. Man wird nachlässig. Man achtet sich nicht mehr auf die kleinen Dinge, auf die man am Anfang so genau geachtet hatte – und da gab es auch riesen Erfolge. Doch plötzlich bricht das ein, man verfällt ins alte Schema. Warum?

 

Nun, auch am Workshop war interessant zu sehen, dass bei der Vorbesprechung niemand, wirklich niemand sagte: hmmm, ich würd ganz gerne die Auto-Arbeit nochmals anschauen. Die Basis von allem. Denn da klemmts noch… Ne, ne! Nichts dergleichen.

Hundebegegnungen sind ein Thema. Menschen sind ein Thema. Hund parken will geübt werden. Leinenführigkeit hapert manchmal auch noch…

Nun… Unsere Frage ist ja immer: WO IST DER ANFANG!?


Der Anfang ist nicht da, wo der Hund – von einer fremden Person mit «jöööö ist der härzig, komm mal her, darf ich den streicheln….?» (rethorische Frage denn die Hand ist bereits auf dem Kopf des Hundes…) angesprochen und angelockt wird. Der Anfang ist auch nicht da, wo Nachbars Waldi um die Ecke kommt und der eigene Hund zum Monster mutiert. Der Anfang ist auch nicht da, wo der geliebte Vierbeiner gerne dem vorbeitrabenden Pferd in die Beine beissen würde. Und nein, wenn Besuch kommt und der Hund den partout anspringt und bedrängt, nein, nein, auch das ist NICHT der Anfang… Aber, und da sind wir Menschen doch irgendwie alle gleich: in den Situationen ist es halt nervig. Diese Aufregung, wenn Besuch kommt. Unmöglich. Der keifende eigene Hund an der Leine, wenn der Nachbarshund durchläuft. Peinlich, einfach nur peinlich. Ach schau, der Nachbar steht schon auf dem Balkon und grinst. Wie peinlich ist das denn?! Und ja, wenn mein Hund Pferde fressen will, das Pferd dadurch vielleicht erschrickt, mal kurz einen Hüpfer macht, der die Reiterin dann etwas in Seenot bringt – unangenehm. Und unnötig! Und immer diese fremden Menschen, die meinen Hund ansprechen…. Sooooo mühsam. Aber: irgendwie bekommt man es dann eben doch nicht hin, denen mal klar zu sagen: lassen sie das bitte!

Alles ärgerlich. Und deshalb sind es auch genau die Situationen, die stören.

Aber: sie sind nicht der Anfang. Sie sind die Spitze des Eisbergs! Die, welche man eben sieht…  Der Rest treibt im Wasser, ein dicker Klotz, unsichtbar. Aber er trägt und stützt die sichtbare Spitze…

 

Also, wo ist er denn nun, dieser ominöse Anfang? Der beginnt bei den kleinen Dingen im Alltag. Und konkret bei unserem Training war das: wie kommt der Hund aus dem Auto? 

Denn wenn ich als Hundehalter schon innerhalb des Kofferraums nicht in der Lage bin, die Energie meines Hundes zu kontrollieren, mir Respekt und Beachtung zu verschaffen, den Hund dazu zu bringen, sich auf mich zu konzentrieren, mir zuzuhören, mich die Dinge regeln zu lassen – wie soll denn das erst draussen gehen? Also wenn der Hund schon völlig auf die Umwelt fixiert, nervös (andere nennen es «freudig») aus dem Auto springt, sein Frauchen schon mal fröhlich hinter sich her schleift – da kann man doch nicht erwarten, dass dann bei den besagten Aussenreizen der Hund plötzlich Führung annimmt und «brav»  ist. Niemals.

 

Darum wurde die Autoarbeit mit allen Hunden nochmals intensiv angeschaut. Und siehe da. Schon hatten sich bei manchen wieder Unachtsamkeiten eingeschlichen. Da ein immerzu wedelnder Schwanz. Und wenn es nur die Spitze ist. Ja genau, das hatten wir schon. Die Spitze. Die wedelnde Schwanzspitze ist auch sowas ähnliches wie die Spitze des obigen Eisbergs... 

 

Da eine Pfote immer genau da, wo sie nicht sein sollte. Und schon wieder eine schnelle Handbewegung von Frauchen, schwupp, schiesst der Hund aus dem Kofferraum hinaus. Ruuuuuuhige Bewegungen, keine Hektik! Nehmt Euch wirklich die Zeit bei der Autoarbeit. Es lohnt sich, denn dies ist die Basis - analog übrigens zur Haustüre. 

 

Und dann gehts gleich weiter mit der Leinenführigkeit. Denkt immer dran: Ihr könnt doch nicht von Eurem Hund erwarten, gelassen und im Kontakt zu Euch bei Aussenreizen zu reagieren, wenn die Leinenführigkeit schon ohne Aussenreize hapert und der Hund, kaum ist er aus dem Auto raus, Euch zum nächsten Schnüffelfleck zerrt... Und die gutgemeinte Ausrede: "er muss aber soooo dringend!"  hilft Euch da auch nicht wirklich weiter... 

 

Ziel des Trainings war es wirklich, nochmals allen klar zu machen: wo ist der Anfang!? Und wenn ihr als Menschen nicht klar seid, kann der Hund es auch nicht annehmen! Ihr müsst wissen, was ihr wollt. Denn nur so könnt ihr Führung geben.

 

Der «Hundetausch» war dann noch so ein Zückerli, was halt immer spannend ist. Mit einem fremden Hund zu arbeiten, an der roten Linie, ausprobieren, wie er reagiert, wie viel es braucht, ihn da zu halten, wo er bleiben soll. Und immer wieder spannend zu sehen, wie offen die Hunde sind, wenn einfach jemand neues kommt, der ihnen genauso offen und vorallem klar, freundlich und überzeugt begegnet.

 

Danke euch allen, hat sehr viel Spass gemacht, war eine tolle Truppe und Petrus war auch gnädig!

 

Hoffentlich konntet ihr alle was mitnehmen. Bleibt dran. Achtsam sein, die kleinen Dinge wahrnehmen, dann kommt’s gut.