Indianer auf dem Kriegspfad?

Ich arbeite in der Nähe der Heuwaage in Basel. Ein kleiner Fluss (Birsig) fliesst dort vorbei, vom Bürofenster aus kann ich wunderbar die Gehwege links und rechts der Birsig einsehen. Es ist immer was los, ist die Strecke doch bei Hundehaltern sehr beliebt.

Nun, an diesem Morgen, als ich dieses Geheul vernahm, war mein erster Gedanke: „die drehen da draussen einen billigen und lächerlichen Indianerfilm“. Doch als ich dann ein sehr bekanntes (und meist in der Anwendung ebenso erfolgloses)  „Cheeeeeerä“ hörte war mir schnell klar, dass es sich nicht um einen Möchtegern-Indianer sondern um eine Hundehalterin handeln muss.

Der Blick aus dem Fenster zeigte folgendes Bild: 2 Frauen, eine mit Labrador an der Leine, die andere mit irgendwas kleinem, weissen. Ein Chihuahua mit einer alten Dame an der Leine, der auf sie zu zottelte und (ausser Blickweite) irgendwas, was zumindest einer der beiden Frauen Anlass zum Rufen und Jodeln gab.

Sie stand da, rief einen Namen, den ich nicht verstand, dazu dann das laute und durchdringende „Wuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiiui“ in den seltsamsten Tonlagen, daraufhin folgte ein bestimmendes aber doch sehr verzweifeltes „Cheeeeeeeeeeeeräää“.

Ich hatte keine Ahnung, um was für einen Hund es sich handelt, musste mir aber jetzt schon das Lachen verkneifen, bestätige diese Beobachtung doch einmal mehr, dass dies, was die meisten Leute in der Hundeschule lernen, einfach für die Katze ist. Mal ehrlich: welcher Rudelführer steht schon da und macht „Wuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiuiiui“ in diesem quietschenden Ton? Wenn da ein Hund zurückkommt, dann nicht, weil er Respekt und Anstand hat sondern weil er denkt, er muss seinen hilflosen Menschen zurechtweisen. ..

Was dann aber in mein Blickfeld trat, war der Oberbrüller. Ganz gelassen trat von rechts, hinter einem Baum hervor, ein Hund ins Bild. Scottish Terrier, wer sie kennt, hat ein Bild vor Augen. Rute kerzengerade oben, im langsamen Imponiertrab zottelte er hochaufgerichtet auf die schreiende Frau zu. Als diese schon Freude zeigte, dass der gnädige Herr sich endlich in ihre Richtung bewegt, drehte er nochmals an, blieb stehen, schnüfelte, guckte Frauchen gerade in die Augen, hob das Bein, scharrte (immer noch mit Blick auf Frauchen) und zottelte dann weiter im geruhsamen Trab frontal auf sie zu. Er hatte keine Eile, definitiv nicht!

„Braaaaaaaaaav, sooooo braaaaaaav“. Frauchen war begeistert, zückte das Würstchen. Der Hund nahm es gelassen und sehr selbstsicher an, er hatte nichts anderes erwartet.
Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich meinte, ich habe den Hund dann noch zu seinem Frauchen sagen hören: „sooooooo ist sie braaaaav!“