Hilfe in Anspruch nehmen

….. hätte man von Beginn an Hilfe in Anspruch genommen, hätten die Probleme sich gar nicht so weit entwickeln können. Aber nein, damals war ja „alles noch super“.  Der Hund zog ja nur etwas an der Leine und bellte ab und an mal einen Menschen im Dunkeln an. Naja, und die Katzen in der Nachbarschaft, die sind ja auch blöd, wenn die dem Hund frech vor der Nase durchrennen, klar, geht der hinterher. Und das Reh, wo der Hund letztens hinterher ist, naja, er hats ja nicht erwischt und kam nach 10 Minuten wieder und die Kinder, die sollen halt nicht rennen…
All dies sind Dinge, die es nicht gutzureden gilt. Das sind echte Probleme! Und die sollte man angehen.

Muss man denn wirklich warten, bis der Hund einen umreisst und man danach das Bein im Gips hat? Muss man warten, bis der Hund dann eben einen Menschen im Dunkeln angeht? Warten, bis der Hund mal ner Katze hinterher unters Auto rennt? Muss man warten, bis er mal ein Reh erwischt oder ein Reh dennoch stirbt oder eine Totgeburt erleidet, weil der Hund es schlicht fast zu Tode gehetzt hat? Muss der Hund erst ein Kind, welches eben doch gerannt ist, verletzen? NEIN! Als Hundehalter hat man Verantwortung – leider vergessen dies viele Hundehalter!

 Gerade letztens hatte ich wieder so einen Moment, wo ich wirklich lachen musste. Da war so ne Familie, die sich von mir betreffend Hundekauf beraten liess. Ein guter Schritt und ich denke auch, sie haben einiges mitgenommen. Doch dann hatten sie sich einen Hund ausgesucht und brauchten keine Hilfe mehr, der Termin, wo ich den Hund mal schauen sollte, wurde abgesagt. Alles läuft sooo toll!

Gut, es ist ja nicht so, dass mich sowas nicht freuen würde nur – ich habe je etwas Erfahrung und bin Realist, ich weiss also, dass es sicher nicht so ist.  Jeder Hund, der neu in eine Familie kommt, wird irgendwann anfangen, seine neuen Entscheidungsträger zu testen. Und gerade Hundeanfänger (aber selbstverständlich auch „Profis“) machen da viele Fehler und der Hund wird bald merken, wie er die Menschen manipulieren kann…  Dazu wäre der Termin ja gedacht gewesen, um eben im Vorfeld dies anzuschauen, damit eben keine Probleme entstehen…

Nun, vor einiger Zeit traf ich besagte Neu-Hundebesitzerin also mit Vierbeiner an, wieder versicherte sie, alles sei super, der sei sooo toll. Als wir uns dann verabschiedeten, liess sie den Hund von der Leine (30 meter entfernt befand sich eine stark befahrene Strasse!) und der sauste ab wie ein Pfeil, Frauchen schreiend hinterher, Hund interessierte sich nicht die Bohne für sie und konnte dann, gottseidank, einige Minuten später, 3 Hausecken weiter, wohl irgendwie wieder eingefangen werden.

Ok, alles in Ordnung, alles läuft perfekt, super! Ich meine, nun stellt sich mir dann in solchen Momenten einfach die Frage:  ist das jetzt noch Gutreden, bereits eine Wahrnehmungsverzerrung, Grobfahrlässigkeit, Ignoranz – oder habe ich einfach übertrieben hohe Ansprüche?