Hiro        

Labrador Retriever aus der Blindenhundeschule Allschwil, Zuchtrüde im Deckeinsatz.

 

Hiro ist ein junger, stattlicher Labrador-Rüde der Schweizerischen Schule für Blindenführhunde in Allschwil. Ein Prachtsbursche. Wen wundert’s, dass er für die Zucht zugelassen wurde und bereits fleissig für Nachwuchs sorgt.

 

Bei aller Freude: Ursprünglich als zukünftiger Blindenführhund für ein Jahr in eine Familie eingeteilt, hat sich das Leben der Familie doch ziemlich verändert, als sie erfuhr, dass ihr Patenhund, den sie als Welpen übernommen und nach Regeln und Weisung der Schule auf seine künftige Aufgabe vorbereitet haben, nicht zurück in die Schule gehen und dort ausgebildet wird, sondern fortan bei ihnen bleiben darf und für Deckeinsätze parat sein soll.

 

Es wird klar, dass das Training, das der Hund in seinem ersten Lebensjahr genossen hat, sicher sehr sinnvoll und praktisch für eine  zukünftige Ausbildung als Blindenführhund ist, sich im Privaten jedoch nicht 100% bewährt. Das Leine laufen ist ein zentrales Thema: Sollen zukünftige Blindenhunde ja ihren Menschen führen, also vor ihm laufen. Im Familienalltag ist dies aber oft nicht erwünscht, da es auch die negative Konsequenz mit sich bringen kann, dass der Hund GRUNDSÄTZLICH seinen Menschen führen (und demnach auch Entscheidungen treffen) will. Das sollte aber nicht das Ziel einer Hund/Mensch Beziehung sein.

 

So erging es also der Familie mit Hiro. Sie haben Hilfe bei mir gesucht und gefunden. Und das war wirklich gut so. Denn was damals noch keiner wusste und auch ich erst mit zunehmender Erfahrung auf diesem Gebiet verstanden habe: Hiro ist ein Leithund! Und Leithunde, Entscheidungsträger, sind nun mal komplett anders zu führen als "Mitarbeiter-Typen". 

 

Hiro hat sich in wenigen Wochen super entwickelt. Er ist nun kein Blindenführhund sondern ein Deckrüde. Und anstatt einen Blinden zu führen, darf er sein Futter suchen/erarbeiten. Ein Heidenspass für ihn und seine Familie. Seine Familie hat gelernt, seine Sprache zu verstehen, ihn nicht zu unterdrücken aber ihm doch, gerade als Deckrüden und Leithund, eine klare und souveräne Führung zu geben. Führen darf Hiro weiterhin, allerdings nur dann, wenn seine Menschen ihn dazu freigeben und sich Hund und Mensch über die Entscheidungen einig sind. 

 

Vor allem für einen Deckrüden sind Regeln und Grenzen äusserst wichtig. Ein Hund wie Hiro, der sehr charakterstark und eigenständig ist, braucht jedoch keine stupiden "Fuss-Sitz-Platz" Übungen sondern Menschen an seiner Seite, die ihn verstehen, auf ihn eingehen, in seiner Sprache mit ihm kommunizieren und es so auch schaffen, ihn sanft aber bestimmt zu führen. Übungen, bei denen er sich sein Futter erarbeiten darf, entsprechen seiner Natur als Hund und machen für ihn Sinn, und darum ist Hiro auch mit grossem Eifer und Elan bei der Sache.