der vordere Kundschafter

 

Dieser Hund ist der direkte Mitarbeiter des vorderen Leithundes. Wie Anita Balser von der HundeTeamSchule so schön und auch wirklich treffend sagt, ich zitiere: "das sind die Ich-bin-dann-mal-weg-Hunde

 

Der vordere Kundschafter ist ein Hund mit einem enormen Vorwärtsdrang. Rennen, toben, powern, immer in Action, kein Feld ist ihm gross genug, keine Wiese zu weit, je mehr Hunde hinter ihm her rennen und ihn zu bremsen versuchen, desto toller... Er muss auch immer und immer wieder provozieren, testet die anderen Hunde immer wieder aufs Neue... Könnt ihr mir was sagen, könnt ihr mich bremsen, könnt ihr meine Energie (und davon hat er ausreichend!) auch ausbremsen / kontrollieren?! 

 

Dieser Hund braucht unbedingt jemanden, der ihn nach vorne bremst. Und das Schlimmste, was man so einem Hund antun kann, ist, ihn rennen zu lassen. Weil 1.  wird  er niemals müde, 2. kommt er total in einen Rausch, 3. findet er die Ruhe selbst nicht. 

 

Ideal ist es, wenn ein ruhiger souveräner Buddha (vorderer Leithund) ihn von vorne bremst. Durch Ruhe, Präsenz, Ausstrahlung. Meistens ist dies aber nicht gegeben, also muss der Mensch diesen Part übernehmen. Ich sag nur ganz diskret: viel Spass! :-) 

 

Der vordere Kundschafter ist extrovertiert, wie der vordere Leithund auch. Er orientiert sich nach vorne, Reize von vorne, damit kann er umgehen, er geht vorwärts, möchte die Welt erobern, ist mutig und manchmal kopflos. 

Und ja, er ist ein Kundschafter, das heisst, er ist halbautonom. Er kann selbständig agieren, braucht auch eine gewisse Freiheit und Distanz (totale Unterordnung am Mann liegt ihm weniger, freies Arbeiten (Sucharbeiten, Zughundesport usw..) liegt im mehr. Er kann auch, bei Abwesenheit des Leithundes, sehr wohl mal Entscheidungen treffen und wirkt dabei nicht etwa unsicher. Dennoch ist er, unter dem Strich, dankbar über Führung - die er auch annimmt, wenn diese ihn überzeugt! Und zwar täglich, immer wieder aufs Neue! Er wird immer, immer wieder hinterfragen! Und er ist hartnäckig. Sowohl bei Mensch, wie auch bei Hund... 

 

Leider sind diese Hunde oft sehr gut im Testen, Provozieren und Hinterfragen - nicht aber im wirklich sauberen Arbeiten mit und für den Menschen. Wenn es wirklich "ernst" gilt, erscheinen diese Hunde oft plötzlich faul, lassen sich sehr leicht ablenken oder geben Aufgaben, die sie nicht sofort erfüllen können, schnell wieder auf. Dann aber im Feld daneben wieder den anderen Hund provizieren gehen, das macht doch viel mehr Spass... Also nicht unbedingt ideale, zuverlässige Arbeitshunde sondern halt eher Grenzentester. 

 

Er selbst liebt es, andere Hunde mitzuziehen, sie zum Rennen zu bringen, diese dann wieder auszubremsen, wieder starten, stoppen... Vorzugsweise mit dem Wächter, der ja auch direkt mit ihm zusammenarbeitet. Und hier ist er ja auch "der Chef" der bestimmt und sich nicht anzupassen braucht. Soll er FÜR den Menschen arbeiten, hat er leider oft keinen Bock... Es macht ihm definitiv mehr Spass, zu versuchen, den Menschen zu manipulieren und zur Mitarbeit zu bewegen als selbst Mitarbeiter des Menschen zu sein - es ist also gar nicht so einfach, so einen Hund wirklich gut zu führen, denn auch wenn er sehr eigentständig und selbstsicher tut - er braucht unbedingt klare Grenzen, Führung und vorallem auch RUHE!