Anamnese Seminar, 16.03.2020

 

Dieses Seminar ist auch für Ena und  mich immer sehr spannend, da wir ja die Leute und Hunde noch gar nicht kennen. Und man auch nie weiss, inwiefern sich dann eine Zusammenarbeit ergibt für die Zukunft.  Spannend und erfreulich auch zu sehen, dass immer wieder Leute aus anderen Kantonen und von weiter weg kommen. Ja, das was wir hier anbieten, scheint in dieser Form niemand in der Schweiz anzubieten und da lohnt sich doch die Reise.

 

Nach kurzer Theorie, Vorstellung von Power-Dogs, unserer Arbeitsweise und Erklärungen der Rollen im Rudel, wie wir sie sehen, stellten sich die Teilnehmer kurz vor und beschrieben ihre Hunde…

 

Ja, das wird spannend. Manche hatten schon eine Idee, was ihr Hund «für einer» sein könnte, andere gar nicht.  Lassen wir uns überraschen…

 

Fazit am Ende: Wir hatten mal wieder viele introvertierte Hunde… Genauer definiert 4:1.

 

Und das ist etwas, was für uns immer und immer wieder sowas von spannend ist! Die Leute beschreiben ihre Hunde als weiss der Geier was für Haudegen… frech und forsch, wild und mutig.

 

Dann sehen wir da einen Hund auf den Platz kommen, Rute auf Halbmast, Kopf gesenkt, guckt sich alles gaaaaaanz vorsichtig an, kommt im ruhigen Trab daher, bleibt stehen, schnüffelt lange und ausgiebig, trabt respektvoll um die Menschen rum, schaut sich in Ruhe das Gelände an…

Wenn man nun diesen Hund sieht und vergleicht, mit der Beschreibung, die wir noch vor 10 Minuten bekamen – wow! Habt ihr mehrere Hunde und den falschen eingepackt?

 

Genau dies ist das, was uns ständig begegnet. Hunde, in vertrauter Umgebung, wo keiner die Führung übernimmt – ausser Rand und Band. Zuhause, im Garten, auf dem Spaziergang. Wildsau sondergleichen. Nur frech, nur am diskutieren und pöbeln.

 

Im neutralen Gelände, wo sie eben nicht ihr antrainiertes Verhalten anwenden brauchen sondern sich selber sein dürfen, da haben wir einen vorsichtigen, introvertierten Hund.

 

Und für uns gibt es keinen grösseren Wunsch, als ein Wachrütteln der Hundebesitzer, dass sie erkennen, was ihr Hund ihnen bei uns auf dem Platz zeigt, dass dies sein wahres Ich ist und alles, was er zuhause abzieht, nichts anderes ist als ein Hilferuf und Warnruf nach Führung und Grenzen!

 

Bei der Beobachtung der Hunde  waren dann auch die Teilnehmer gefordert. Was seht ihr? Was hat der Hund für eine Energie? Körpersprache? Wie bewegt er sich? Schnell, langsam? Zielstrebig oder chaotisch. Hat er einen hohen Bewegungsdrang? Trabt er fliessend und schwingend oder trippelt er nervös? Wie reagiert er auf die fremden Menschen? Soooo viel zu sehen und zu beobachten. Wir wollen den Teilnehmern das Auge schulen. Deshalb sind diese Seminare ja immer auch spannend für schon mit uns zusammenarbeitende Kunden, die einfach mehr lernen möchten für ihren Alltag.

 

Und da kam dann schon auch der eine oder andere erstaunte Kommentar von den Teilnehmern von wegen: also zuhause ist der echt voll frech und hat mega Power! – auf dem Platz eben ein vorsichtiger, anhänglicher Hund, der sehr auf der Suche nach Führung ist.

 

Beim Futtertabu war dann auch interessant zu sehen, wie klar der Mensch ist, ohne angelernte Kommandos den Hund davon abzuhalten, sich die Leckereien zu schnappen. Da tun sich manche wirklich sehr schwer… Super schön dann auch zu sehen, was für wunderbare Gespräche (Körpersprache, Blick) zwischen Hund und Halter stattfand, ohne Kommandos, als der Halter klar wurde und klar kommunizierte… Und auch da zeigten sich die introvertierten Hunde, die ja seeeehr schnell und leicht zu beeindrucken sind, wenn man klar ist. Selbst wenn es sich um einen sehr körperlichen Labrador handelt, der dem Fressen durchaus nicht abgeneigt war…

 

Das Rollen-im-Rudel-Fazit: wir hatten also hintere Kundschafter, hintere Wächter und einen vorderen Wächter.

 

Hintere Kundschafter sind eigentlich tiefenentspannte, klare und gut zu motivierende und zu führende Hunde – wenn sie dann in ihrer Mitte sind und eben auch Grenzen und Führung (und auch Ruhe!) erhalten…

Auch die hinteren Wächter: wenn die eine Bezugsperson haben, der sie vertrauen, dessen Führung sie annehmen, dann sind das absolute Schattenhunde. Die verliert man nicht die sind immer da, sie wollen alles recht machen. Aber eben, sie brauchen diese Bezugsperson, die ihnen das bietet!

 

Einen vorderen Wächter hatten wir noch, auch hier: Führung, Klarheit und relativ enge Grenzen. Wächter ohne Grenzen können echt chaotisch und planlos werden. Dies zeigte sich bei dem Hund auch zu Hause, wenn Besuch kommt… Der extrovertierte Wächter (und dann noch etwas Schäferhunde-Husky-gemixtes) wird dann halt schnell mal vorwärts gehen. Ist ja auch der Job des Wächters – wenn er geschickt wird! Dies ist der springende Punkt…  Hoffentlich wird dies bald besser, durch mehr Grenzen, mehr eigene Klarheit.  

 

Leithunde, wirklich souveräne Leithunde sind leider extrem selten. Stellen wir immer wieder fest. Schade…  Immer wieder hoffen wir, auf einen zu treffen um den Leuten zeigen zu können, was solche Hunde für eine wahnsinnige Ausstrahlung haben… Leider war es dieses Mal nicht der Fall.

 

Nichtsdestotrotz:

Tolles Seminar, tolle Leute, super Wetter. Danke an alle, die gekommen sind, trotz dem Corona-Wahn. Wie es nun mit Seminaren weiter geht, müssen wir schauen. Im Moment sieht es schlecht aus…

 

Bleibt alle gesund und nutzt die (falls vorhandene) Zeit, dies umzusetzen, was wir Euch am Seminar mitgegeben haben.