Hintere Kundschafter zeichnen sich oft durch eine sehr hohe Sozialkompetenz aus. Und oft sind auch die hinteren Kundschafter die Hunde, welche bei Abwesenheit des Teamplayers, dessen Rolle zu übernehmen versuchen.
Nur ist es bei den Kundschaftern oft so, dass sie es zwar schaffen, die Energie des anderen Hundes mit einer durchaus überzeugenden Ansage zu kontrollieren, danach aber in Ruhe gelassen werden wollen. Der Teamplayer hingegen bleibt dran und arbeitet wirklich laufend mit dem Rudel.
Wie aber alle hinteren / gelben / introvertierten Hunde, sind diese Hunde um einiges sensibler und leichter zu beeindrucken als die vorderen / roten / extrovertierten Hunde. Alles was schnell von vorne kommt, ist für introvertierte Hunde unangenehm. Man muss diese Hunde diesbezüglich also schützen.
Dennoch muss ich sagen, dass es manchmal nicht einfach ist, vorderen und hinteren Kundschafter klar zu erkennen. Ich denke, der Umgang mit anderen Hund ist wohl sehr ausschlaggebend. Der vordere Kundschafter ist viel stürmischer, draufgängerischer, körperlicher. Der Hintere arbeitet, wie für die gelben Hunde typisch, vermehrt über gelb, also über Ankündigung einer Handlung, Drohen, Körpersprache. Knurren, Zähne zeigen, sich aufstellen - kaum aber mit wirklich körperlichen Handlungen wie zupacken, fest anrempeln oder gar zu Boden schmeissen. Oft wird gut geblufft - wenn dies aber nicht klappt, fällt der Hund (im übertragenen Sinn) zusammen.
Allerdings sehe ich immer wieder folgendes Szenario: hinterer Kundschafter hat viel Umgang mit körperlichen Hunden. Natürlich lernt so ein Hund dann sehr schnell, ebenfalls körperlich zu werden, um sich zu behaupten. Hier wird also einiges verfälscht... ein gelber Hund, der viel mit Roten zu tun hat, wird entweder ebenso körperlich wie sie und ist dann kaum mehr zu erkennen, oder aber er geht wirklich unter und wird gemobbt. Und wenn natürlich ein introvertierter Kundschafter die Erfahrung gemacht hat, dass er andere Hunde mit einer Ansage beeindrucken kann, wird er auf diese Erfahrung immer wieder zurückgreifen, kann dann sehr beeindruckend sein - obwohl er sich eigentlich fast in die Hose macht.
Gerät ein introvertierter Kundschafter nicht in solche Situationen, bleibt er sehr fein im Umgang und oft sind diese Hunde auch sehr nett mit Welpen.
Auch in meinem Rudel ist der Hund, welcher neue Hunde (gerade Junghunde!) toll integriert und "Tante" spielt, eine gelbe Kundschafterin.
(Springerspaniel "Aisha")
Wie auch die vorderen Kundschafter sind auch die Hinteren gerne die, welche zünden, ein Jagdspiel insenzieren - dann aber wirklich heftig gejagt werden. Zieht ein solcher Hund einen gelben Polizisten mit, ist das völlig ok. Wird der aber gejagt von roten Hunden, kann dies verheerend enden. Da er aber das Rumrennen nicht lassen kann, wird er immer wieder in solche Situationen geraten. Hier ist auch wichtig, als Hundebesitzer zu wissen, was mein Hund ist und zu erkennen, ob das tolle "Spiel" jetzt ein Kundschafter ist, der einen Polizisten mitzieht oder ob schlicht und einfach ein Hund gehetzt wird!
Ist hier ein Teamplayer vorhanden, wird er diese Rennerei, vorallem eben wenn ein Hund gehetzt wird, sofort unterbinden. Meist wird er den roten Hund ausbremsen und ihm sagen, dass er den Gelben in Ruhe lassen soll. Bei Nupri ist es aber oft auch so, dass er effektiv den Gelben ausbremst und ihm klar macht, dass er dieses Gerenne lassen soll.
Wie für die Kundschafter / Führhunde typisch, sind dies temperamentvolle, lauffreudige und ausdauernde Hunde. Sie müssen ja auskundschaften. Tolle Hunde für die Arbeit, wie der vordere Kundschafter auch für Suchspiele, Arbeiten auf grosse Distanz. Nur eben immer mit dem Wissen, dass die gelben doch einiges sensibler und vorsichtiger sind. Brettert der rote Kundschafter ohne Wenn und Aber durchs Dornengestrüpp, versucht der Gelbe dann doch eher, einen Weg aussen herum zu finden. :-)
Grundsätzlich ist der hintere Kundschafter ein eher misstrauischer Hund. Was er nicht kennt, wird erst mal vorsichtig beäugt. Ein neues Spielzeug? Ein extrovertierter Hund stürzt sich drauf, der Introvertierte muss sich das erstmal eine Weile überlegen und das Ding misstrauisch beäugen. Diese Hunde passen sich auch sehr gerne und gut an gewisse Abläufe an und es fällt ihnen dann schwer, wenn plötzlich alles anders ist. Weil Routine gibt Sicherheit. Nur: bei Routine gewöhnt der Hund sich an die Routine, hört aber gar nicht mehr zu. Daher finde ich, gerade diese Hunde sollten viel Abwechslung haben, um sich eben nicht an der Routine, sondern am Menschen zu orientieren.
Aber auch die gelben Kundschafter können sehr penetrant sein, wenn sie mal was im Kopf haben. Sie wissen, was sie wollen, wissen, wie sie es erreichen.
Im Gegensatz zu den Roten, versuchen sie es aber oft auf eine feinere, vorsichtigere Art, die uns Menschen dann vielleicht nicht so auffällt... :-)
Doch auch der gelbe Kundschafter hat Führungsqualitäten, ist oft ein recht eigenständiger Hund, der nicht immer an der Seite des Leithundes / Menschen klebt, wenngleich er sehr eng mit dem Teamplayer zusammenarbeitet. Er hat den gelben Polizisten, den er führt und für gewisse Aufgaben mitnimmt. Dies darf man nicht unterschätzen. Er ist also ein halbautonomer Hund.