Hund = Kind? Gedanken zum Reisen mit Hund

Und zwar ist das die Tatsache, dass ein Hund gleichbedeutend ist mit einem Kind. Heisst, ich bezahle für den Hund ein Ticket, als hätte ich ein 12 jähriges Kind dabei, welches sich gemütlich auf dem Sitz neben mir räkelt. Und der Hund? Der zahlt gleich viel, liegt aber am Boden, die anderen Passagiere treten ihm auf dem Schwanz und auf den Pfoten herum und wenn man mit Hund in einem Viererabteil sitzt, gibt es noch böse Blicke oder gar Kommentare, weil der Hund auch ein bisschen Platz braucht. Aber hallo, wenn ich mit "Kind" in so einem Abteil sitze, wieso haben die Leute dann die Idee, dass da 4 Personen UND Hund Platz haben? Ich kann ja nix dafür, dass der Hund, trotz dem Kinderpreis nicht auf den Sitz darf, aber dann soll man ihm halt wenigstens unterhalb seinen Platz zugestehen. 

Mit diesem System habe ich wirklich Mühe. Und ich erinnere mich noch genau an eine Situation, wo ich mit Nupri auf dem Nachhausweg im Tram war. Es hatte viele Leute, ja. Aber da konnten wir auch nichts für. Ich hätte nach Hause laufen können, ja, da wäre ich aber 1 Stunde auf Teer gelaufen und da wir vorher schon 5 Stunden unterwegs gewesen waren, hatte ich dann doch auch keine Lust mehr. Denn ja, auch ich bin ab und zu müde, wenngleich manche das kaum glauben wollen. :-) 

Wir stiegen also in das Tram der BLT ein und ich stellte mich mit Nupri an den Rand. Ein älterer Mann guckte schon ganz böse unter dem dicken Rand seiner Brille hervor. Ich ignorierte das gekonnt und behielt Nupri dicht bei mir. Der Plan ging auf, allerdings nur bis zur nächsten Haltestelle. Da stiegen noch mehr Leute zu, die mussten von hinten drängen, Nupri und ich wurden unweigerlich näher an den frustrierten Alten herangeschoben. Und es kam, wie es kommen musste: ein weisses Haar (oh, dieses böse, böse Haar, ich werde ihm wüst sagen, sollte ich es jemals wieder antreffen!) stand ein bisschen ab und klebte sich (vielleicht durch die Kraft der schlechten Energie des frustrierten Herrs) an seiner schwarzen Hose fest. DRAMA! Der Blick, mit dem er dieses Haar anstierte, hatte Wert für ein Fotoalbum der Freak Show. Um Himmels Willen, EIN Haar! Was mache ich jetzt? Es wird mich beissen, anfallen, erwürgen, umbringen! Das geht nie mehr weg! Und wo eines ist, sind noch ganz viele (damit hatte er sogar recht, die ganzen anderen Haare standen -- mit Hund -- 30 cm neben ihm). 

Sein Blick tötete erst das Haar, dann den Hund, dann mich. Und dann motzte er los. Was mir einfalle, hier so einen Dreck (einen Dreck?!) zu machen. Ich soll doch den Hund zu Hause lassen, wenn es so viele Leute hat. Sowas könne doch nicht sein. Unverschämt. 
So, ich bin ja nun auch nicht von schlechten Eltern und hielt dem Herrn einen Vortrag zum Thema EIN-Haar-Entfernung, zum Thema Hund am Boden, zum Thema wieviel ein Hund so kostet... Das Ende vom Lied: der Miesepeter stieg aus und ich erntete einige frohlockende Blicke! Eine nette Frau unterstützte mich sogar, lobte Nupri, wie brav der überhaupt sei und was denn dieses Theater bitte solle.
Schön! Das freute mich sehr. Trotzdem: sowas muss doch nicht sein? Nebenbei erwähnt: Nupri war auch sauber, also er kam nicht gerade frisch aus der Schlammpfütze ins Tram. Darauf hatte ich schon geschaut. Sonst hätte ich den Mann ja ansatzweise noch verstehen können. 

Der bittere Nachgeschmack, dass ein Hund sowiel kostet wie ein Kind und dennoch oft einfach die "Arschkarte" zieht, bleibt. Ich finde es nicht fair. Zumal die Kinder sich ja auch frei bewegen und oft locker flockig den Zug mit einem Spielplatz verwechseln und schreiend durch die (Ruhe!)-Wagen rennen. Hmmmm... Sollten wir das mit den Hunden auch machen? Die hätten sicher Spass... :-)) Aber klar, nein, das darf man nicht, es sind Hunde. Nur Kinder dürfen das. Bzw. eigentlich dürfen sie es auch nicht aber es wird halt geduldet. Warum eigentlich? Weil sie der königlichen Spezies der Menschen angehören und Hunde nur Tiere, also im Grunde nur eine Sache sind? Apropos Sache: 
was ist mit den ganzen Koffern und Reisetaschen, die locker soviel Platz brauchen wie mein Hund (und oft mitten im Weg stehen und im Gegensatz zu meinem Hund keine Schritte zur Seite machen), für die man aber nix bezahlt?!  

Ich hoffe, dass sich hier die hohen Tiere der SBB und anderer Gesellschaften mal Gedanken machen. Denn ich glaube, ich bin nicht die einzige Hundehalterin, die sich darüber ärgert.