Das ist so ein Thema, was mich immer wieder sehr nachdenklich stimmt, vor allem auch, seit ich die Geschichte des einen Auslandshundes kenne, der von Leuten, die es natürlich wie immer absolut gut meinten und auch der Meinung waren, dass sie Hundekenner sind (leider aber absolut nur über Leckerli und Bestechung arbeiten und halt keine Führung geben) in die Schweiz geholt wurde und dann hier, um «anzukommen» sein Leben monatelang in einem Keller fristete und letztendlich eingeschläfert wurde.
Er sollte einfach «ankommen». Nun, es wurden ihm dann wochenlang Leckerlis zugeworfen, er sollte ja «Vertrauen fassen», die nahm er dann auch, wenn er satt war, zog er sich wieder zurück und begann sogar, die Menschen anzuknurren, so nach dem Motto: «hab genug gefressen, könnt jetzt wieder gehen!»
Unsicher? Nein… Der WOLLTE einfach keinen Kontakt, warum auch? Futter bekam er ja und Führung gab es keine, warum sollte er sich also auf diese komischen, unsicheren Menschen einlassen, wenn er vorher jahrelang unter Hunden allein auf der Strasse überlebt hatte? Er hat es sich in seinem Keller schön gemütlich gemacht. Hatte der nun in der Schweiz das bessere Leben als im Ausland, im Zwinger? Ich wage es zu bezweifeln.
Doch was lief hier falsch? Meiner Meinung nach ist diese Methode des «mal alleine ankommen Lassens» absolut verkehrt. Egal ob bei einem unsicheren Auslandshund als auch bei einem Welpen vom Züchter. Warum?
Mein Ziel ist es, mit meinem Hund eine Beziehung einzugehen. Er soll mich als weisen Entscheidungsträger akzeptieren, wissen, wenn’s brennt werde ich ihn retten, bei mir und in der Führung mit mir geht es ihm gut, da ist er sicher. Wenn ich jetzt so einen Hund, in den ersten Tagen / Wochen unserer Beziehung alleine lasse, damit er alleine mal ankommen kann – warum soll er sich dann später an mich binden, sich an mir orientieren wenn genau in dieser ersten kritischen Zeit, wo er eben meine Ruhe, Sicherheit und Führung gebraucht hätte, keine da war und er alleine schauen musste?! Natürlich wird er dann auch später alles alleine regeln. Katzen, Rehe, Postboten, andere Hunde… Kein Thema, er kann das auch allein!
Dann stimmt es aber für den Zweibeiner nicht mehr, der Hund wird dann zum Problem.
Also mein Weg wäre es nicht, einen Hund einfach «in Ruhe ankommen zu lassen» sondern eher, ihn von Anfang an konfrontieren. Leine dran, raus. Ab in den Wald, lange Touren machen, nur wir zwei. Hund läuft hinter mir, nimmt meine Koordinaten an, merkt, ich kann führen. Er bekommt Grenzen, er bekommt Auslauf aber auch Ruhe und Entspannung – bei mir, mit mir! Nicht alleine im Keller.
Ich bringe den Hund täglich in neue Situationen, die wir, gemeinsam, meistern. Wo er immer wieder die Bestätigung bekommt: orientiere ich mich an diesem Menschen, stehe ich alles gut durch. Das gibt vielleicht manchmal Stress (Stress muss auch nicht immer «schädlich» und «negativ» sein, Stress, den man gemeinsam durchsteht und dann gemeinsam in die Ruhe findet, kann extrem bindend und förderlich für die Beziehung sein…) aber genau durch diese Situationen entsteht Führung, Bindung und Respekt.
Hunde machen dies übrigens genauso. Zumindest, wenn es Leithunde sind, die einen Plan vom Leben haben. Da wird ein neuer Hund nicht willkommen geheissen «ach, schön bist Du endlich da, hier, mein Knochen, mein Essen, mein Körbchen, mein Spielzeug – klaaaaaar, kannst Du alles haben! Meinen Platz auf dem Sofa? Heyooooo, nimm nur, nein nein, kein Thema, ich kann jetzt am Boden schlafen, bis du «angekommen» bist…» NIX DA! Der wird den neuen Hund in der Ecke parken und ihm klar machen: hier alles meins, Du nimmst meine Führung an, bewegst dich erstmal gar nicht, dann schauen wir in 3 Stunden weiter…
Also, ein Umdenken kann hier wirklich nichts schaden denn mit den ersten Tagen im neuen Zuhause stellt ihr die Weichen für die Beziehung zu eurem Hund. Und Führung und Vertrauen entsteht durch Klarheit, Respekt und Grenzen – nicht durch anbiedern, um den Hund antichambrieren und Leckerlis werfen...