Rollen im Rudel: der "Teamplayer / Zentralhund"

Dieser Hundetyp ist auch ein Leithund, ein Entscheidungsträger. Man könnte sagen: der Innenminister. Der vordere Leithund wäre eben der Aussenminister. 

 

Nun, was ist der Job dieses Hundes, dem Teamplayer? 

 

Wie wir ja inzwischen wissen, gibt es "rote" und "gelbe" Hunde. Introvertierte und Extrovertierte. Nun, die Extrovertierten können ja auch mal ganz körperlich, frech, draufgängerisch sein - und was gibt es Schöneres, als mal einen Schwächeren etwas zu mobben, zu ärgern, zu zünden? 

 

So, das klassische Bild, was wir bei den meisten Hundebegegnungen unterwegs oder auf der Hundewiese sehen. 2 Hunde rennen wie bekloppt über die Wiese, sieht man genauer hin, wird man feststellen, dass der eine den anderen wirklich jagt. So, rot jagt hier also gelb. Aber es ist ja so schön, die rennen, die spielen, ist doch super. Jooo, finden die Hunde meistens nicht, der Teamplayer auch nicht. Denn wenn ein solcher anwesend ist, wird er sofort hingehen und die 2 splitten. 1. weil eben rot und gelb sowas nicht tun sollten und 2. weil da einfach viel zu viel Energie im Raum ist. Führen rot und gelb ruhige, anständige Gespräche, wird ein Teamplayer kaum was dagegen einzuwenden haben - was nicht heisst, dass er das Ganze nicht genau beboachtet. Aber wehe, es kommt (meist vom roten Hund aus) zuviel Dynamik, zuviel Druck auf. Da geht der "Spielverderber" sofort dazwischen. 

 

Genau dies ist dann auch das Schlagwort: Spielverderber! Genauso könnte man diesen Hundetypen auch nennen. 

Diese Hunde sind meistens diejenigen, welche bei "Spielgruppen" oder auch in Kursen als erstes rausfliegen, weil sie eben als Spielverderber gelten. Klar, man geht in die Welpenspielstunde, die Welpis sollen ja müde werden, toben, rennen. Da will man doch nicht, dass so einer immer dazwischen geht. Oh Leute, ich sag nur: eine gute Welpenspielstunde hat eben genau so einen Hund dabei! Und ich kann Euch sagen, da werdet ihr ruhige und entspannte Welpen haben. Klar, da läuft nix, gibts nicht viel zu sehen. Aber DAS ist für die Hunde Qualitätszeit. Und da merkt man dann nämlich auch, am Verhalten von eben diesem Teamplayer, der ja eine wahnsinnig hohe Sozialkompetenz hat, sehr schnell, was die einzelnen Welpen für Typen sind. 

 

Einige werden nämlich auch massiv körperlich eingeschränkt (die Roten) während andere meistens nur angeknurrt oder körpersprachlich eingegrenzt werden (die Gelben). Hier zeigt sich auch, warum der Teamplayer eigentlich 3-farbig ist (haha, Regenbogenhund). Denn er ist grundsätzlich als Leithund grün, muss aber sowohl gelb als auch rot in petto haben. 

 

So, dieser Hundetyp sollte also arbeiten können. Er möchte Ruhe, Ordnung. Herumrennende Kinder: ein Graus für diesen Hund. Herumrennende Hunde: ebenfalls ein Graus. Wanderung mit der ganzen Familie, einige laufen schnell, andere sehr langsam, das Rudel zieht sich 100 meter auseinander. Ein Albtraum für dieses Tier. 

 

Und ja, die ganz Schlauen unter den Lesern merken bereits: diesen Hundetypen findet man ganz oft bei Hütehunden. Border, Aussies. Und ja, natürlich eignet sich dieser Typ auch toll dafür, Ruhe und Ordnung in die Schafherde zu bringen. 

 

Teamplayer sind eigentlich, was Hundebegegnungen betrifft, unkomplizierte Hunde, sie können andere Hunde super schnell einschätzen. Allerdings gibt es natürlich auch bei diesem Hundetypen mental stärkere und schwächere. Die Schwächeren sind sicher im Alltag leichter zu führen. 

 

Dennoch, obwohl dieser Hund eigentlich was die Beziehungen innerhalb des Rudels betrifft, am meisten zu sagen hat, braucht auch dieser Hund Führung und Grenzen. Er hält das Rudel zusammen, wird vom vorderen Polizisten geschützt und er leitet den hinteren Kundschafter, mit dem er meist eine recht enge Bindung eingeht. Dabei sorgt er eben für Harmonie im Rudel, hält das Rudel zusammen, koordiniert alle von der Mitte aus. 

In Bezug auf Aussenreize hat dieser Hund aber keine Kompetenz. Da braucht er klare Führung, Sicherheit und Schutz. 

 

Gerade dieser Hund muss wissen, wann er an der Arbeit ist und wann nicht. Ich selbst kann davon ein Liedchen singen. Ja, auch wenn um Nupri herum Chaos herrscht, solange ich ihn nicht "freigebe", ist es nicht sein Job, Ordnung zu machen. Mein Teamplayer musste lernen, dass er nicht immer arbeiten soll.

Viele bekommen das mit ihren Teamplayern nicht hin. Manchmal denke ich aber auch, dass die sich halt einfach hinter der Rolle Ihres Hundes verstecken. Denn als ich meinem Hund beigebracht habe, dass er im Agi die anderen, die gerade laufen, während er aussen wartet, nicht zusammentreiben muss, wusste ich noch nichts von diesen Rollen. Ich wollte einfach nicht, dass er austickt und habe ihm das sehr klar gesagt. Manchmal ist das Leben auch einfacher, wenn man nicht zuviel weiss.... :-) 

 

Für diesen Hundetypen ist es aber schon enorm wichtig, dass er seine Eigenschaften auch ausleben kann. Ideal ist es natürlich wie bei mir, wenn man einen Spazierdienst hat und dieser Hund jeden Tag in seinem Rudel arbeiten kann. Oder wenn man sowieso mehrere Hunde hat. 

 

Diesen Hundeytpen alleine zu halten finde ich schwierig. Er braucht einfach andere Hunde um sich rum, mit denen er arbeiten, kommunizieren kann. Sollte man so einen Hund alleine haben, wäre es sicher gut, eine Spaziergruppe mit anderen Hunden zu bilden, die sich mehrmals wöchentlich sehen, damit er eben sein Rudel hat. Aber die Leute müssen da halt schon wissen, dass die Hunde dann unter Umständen nicht mehr "spielen" dürfen sondern der Teamplayer wirklich ständig dazwischen geht. Nicht immer einfach für die Menschen...

 

Kann dieser Hund seine Eigenschaften nicht ausleben, kann er wirklich gestört werden. Er fängt an Autos zu hüten, Kinder zusammenzutreiben, im schlimmsten Fall können solche Hunde auch wirklich ganz massive Verhaltensauffälligkeiten, ja auch Aggressionen zeigen. 

 

Zum Arbeiten sind diese Hunde meistens angenehm, allzeit bereit, allerdings reagieren sie sehr auf die Stimmungen, lassen sich gerne ablenken und haben schnell das Gefühl, auch alles "um sie herum" kontrollieren zu müssen. Sie reagieren extrem hektisch auf Aufregung, pushen sehr schnell hoch. Kein Wunder, im Rudel müssen sie manchmal auch an mehreren Orten gleichzeitig sein. :-) Also da ist Tempo und extreme Reaktion gefordert. Und in dem Fall auch für den Menschen, wenn er so einen Hund hat - und gleichzeitig gaaaaaaanz viel Ruhe! 

 

Dieser Hundetyp ist auch einer, der gerne versucht, den Menschen zu manipulieren. Er beobachtet ganz genau und weiss, wie er an sein Ziel kommt. Ebenso mag er Struktur und immer gleiche Abläufe. Das ist der Hundetyp, der nach 3 Mal Fütterung um 18 Abends beim 4. Mal die Idee hat, 17:50 wäre doch auch eine Idee. Geht man auf sowas ein, füttert man den einige Tage später bereits um 16 Uhr...  :-) Und dann nochmals um 22:00, der Herr hat ja dann wieder Hunger. :-) 

 

Ich habe bei meinem eigenen Hund also angefangen, ERST RECHT, immer alles etwas anders zu machen. Weil sonst fängt der wirklich an, alle Abläufe zu bestimmen und zu manipulieren. Macht man mit so einem Hund nur wenige Wiederholungen einer Übung, hört der beim 3. Mal bereits nicht mehr zu sondern spult einfach sein Programm ab. Für gewisse Dinge nützlich wenn man das will, man muss sich aber schon bewusst sein, dass dies dann eine reine Konditionierung und null Beziehung ist... Denn der Hund achtet nur noch auf den Ablauf, nicht aber auf MICH!

 

Aus eigener Erfahrung finde ich für diesen Hund wirklich am allerwichtigsten, ihm schon von Welpe an klar zu machen, dass er nur dann arbeiten soll, wenn ich (als Oberteamplayer) das will. Und ja, das ist keine einfache Aufgabe.

Viel Spass dabei. :-)